Weltkriegserfahrungen aus der Region in Bild und Ton

(Bericht Trostberger Tagblatt vom 18.05.2025)

Gräber sind stumme Mahner

Beauftragter des Volksbundes Toni Eckhard berichtet bei Soldatenkameradschaft Altenmarkt über Aufgaben des VdK

Altenmarkt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) ist vielen ein Begriff, doch nur wenige kennen seine konkreten Aufgabenfelder. Die Soldatenkameradschaft Altenmarkt unter Vorsitz von Wolfgang Losert hatte deshalb den Beauftragten des VDK für den Landkreis Traunstein Toni Eckhart in den Gasthof „Husarenschänke“ eingeladen, um mehr von den Hintergründen zu erfahren. Da Bildungsarbeit auch zu den Schwerpunkten des VDK gehöre, zeigte Eckhardt einen Film der in vielen Einzelkurzfilmen die Geschehnisse beider Weltkriege in der Region eindrucksvoll dokumentierte.

Wolfgang Losert erinnerte eingangs daran, dass erst kürzlich am 8. Mai dem Ende des Zweiten Weltkries vor 80 Jahren gedacht wurde. Mit der Kapitulation Deutschlands ging ein düsteres Kapitel in der deutschen Geschichte zu Ende. Mehr als 60 Millionen Tote, darunter mehr als sechs Millionen ermordete Juden, unzählige Gefallene, verwundete, schwer beeinträchtigte Soldaten, Witwen und Waisen waren im Mai 1945 zu beklagen. Diese Zeiten von Gewalt, Krieg, Mord und Hass sollten sich nicht mehr wiederholen. Daher schrieb sich das mahnende Gedenken auch die Altenmarkter Soldatenkameradschaft ins Stammbuch („Mahner für den Frieden“). Mahner für den Frieden seien aber auch die Kriegsgräber, die in ganz Europa verteilt und so stumme Zeugen einer schrecklichen Zeit seien, die sich nicht mehr wiederholen dürfe. Als Vertreter des Volksbunds deutscher Kriegsgräberfürsorge erinnerte Toni Eckhart an die Geschichte der Kriegsgräber-Betreuung. Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs waren die verbliebenen Witwen, Kinder und Rentner mit dem Wiederaufbau aus den Trümmern des Weltkrieges beschäftigt. An die vielen gefallenen Soldaten dachte man nur zweitrangig. Der Versailler Vertrag sah zudem vor, dass sich die Staaten nur um die Gräber ihrer Gefallenen im eigenen Land kümmern durften. Und so entstand Ende 1919 der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als privater Verein, der sich damit auch um die Pflege deutscher Kriegsgräber im Ausland kümmern konnte. Über die Jahrzehnte konnte mit vielen Spendengeldern teils große Kriegsgräber-Gedenkstätten sowohl in Deutschland als auch im benachbarten Ausland geschaffen werden. Toni Eckhart erwähnte an dieser Stelle lobend die Altenmarkter Soldatenkameradschaft, die mit mehr als 5.000 Euro Sammelgeld jedes Jahr einer der größten Spendensammler im Landkreis darstelle. Während des Naziregimes im Dritten Reich wurde der VDK gleichgeschaltet und in die NS-Propaganda integriert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Aufgabe des VDK auf den Friedenserhalt ausgerichtet. Bis zur Wende (1991) war der Fokus auf den Erhalt der Kriegsgräber-Gedenkstätten in Westeuropa gerichtet. Mit der Öffnung des Ostens kam auf den VDK die große Aufgabe zu, die Kriegsgräber im Osten, vor allem in Russland zu sichten und soweit möglich wieder herzustellen. Mittlerweile betreue der VDK rund 832 Kriegsgräber in 46 Staaten. Insgesamt 2,7 Millionen Kriegstoten werde in diesen Grabstätten gedacht.

Einer der Schwerpunkte des VDKs  bilde die Bildungsarbeit, so Toni Eckhart und damit die Erinnerungsarbeit an die Schrecken des Krieges. Wie sich die beiden Weltkriege in der Region, also in Südostoberbayern ausgewirkt hatten, zeigte er in einem Film von Ernst Keller „Damals…Unsere Heimat in der Zeit der Weltkriege“. Der eindrucksvolle Film, der 2009 vom Landesverband Bayern des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberführsorge mit der Theodor–Heuss–Medaille ausgezeichnet wurde, spiegelte das Kriegsgeschehen im Ersten und Zweiten Weltkrieg in den ländlichen Gemeinden zwischen Freising und München wider. Bilder und Filmausschnitte von den grausigen Materialschlachten des Ersten Weltkriegs in Verdun wurden in Verbindung mit Einzelschicksalen aus den oberbayerischen Gemeinden wurden eindrucksvoll in Verbindung gesetzt. Die letzten Feldbriefe von gefallenen Soldaten aus der Weihnachtszeit machten betroffen. So entstand ein Gesamtwerk, das zurecht hoch ausgezeichnet wurde. Viele landwirtschaftliche Anwesen der Region wurden schwer durch den Verlust gleich mehrere Söhne im Ersten und auch im Zweiten Weltkrieg getroffen. Der Film zeigte gleichzeitig, wie die bäuerliche Landwirtschaft in dieser Zeit den Ausfall der männlichen Arbeitskräfte meistern mussten. Kinder, Jugendliche und Frauen waren bei der harten Feld- und Stallarbeit gefordert. Zwischenrein wurden Interviews damals noch lebender Zeitzeugen gemacht, die den Krieg an der Front etwa in Russland mit all seiner Grausamkeit hautnah erlebten.

Zum Ende der Veranstaltung dankte Wolfgang Losert dem Vortragenden mit einem kleinen Präsent. Losert informiert noch, dass zum Buchenwaldgedenken neben der Abordnung aus Hohenlinden eine französische Delegation sowie ein Bus mit Gästen, den die Soldatenkameradschaft aus dem benachbarten österreichischen Ostermiething organisiert habe, kommen werde.  –sts

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Foto: KSK-Vorsitzender Wolfgang Losert (links) bedankten sich für einen interessanten Vortrag bei dem Beauftragten des Volksbunds deutscher Kriegsgräberfürsorge Traunstein Toni Eckhart. Foto: sts